Parade Of The Lost Souls
Wir habens geschafft, ca. 7000 km in 4 Wochen, Kanada einmal fast komplett von Ost nach West zu durchqueren. Dabei war es kein Fehler, dass wir vor den Rockies unser Reisetempo etwas erhöht hatten um in den etwas „milderen“ Westen zu kommen bevor es richtig Winter wird, denn es hat hier in den Bergen schon ganz schön geschneit. Somit sind wir dem Schnee vorerst noch entronnen und haben die Woche damit zugebracht stückchenweise nach Vancouver zu kommen, denn am Samstag wollten wir die Stadt anschauen und abends eine Halloween Veranstaltung besuchen. Auf dem Weg dorthin konnte ich bei einem Stopp in Kamloops wieder einmal die tollen MTB-Trails fahren und bin jetzt schon gespannt was da noch so kommen wird. Weiter ging es Richtung Hope, dort haben wir auf einer kostenlosen Recreation Site geschlafen. Diese Campingplätze, welche es speziell hier in British Columbia (BC) gibt sind meist fernab der Zivilisation und das bedeutet, dass man um hierher zu gelangen erst einmal kilometerweit über völlig zerbombte Schotterstraßen fahren muss und zwischendurch mindestens drei Stoßgebete absendet damit einen an einen der engen Serpentinen nicht ein überladener Holzlaster mit gefühlt 120km/h entgegenkommt. Aber die Lage der Plätze entschädigt dann immer für die abenteuerliche Anreise. Nach einem weiteren Stopp in Langley wo wir eine Art Freilichtmuseum besuchten und durch die süße Innenstadt geschlendert sind, waren wir in Vancouver angekommen.
Wir sind vom Norden der Stadt durch den Hafen mit dem öffentlichen Seabus,
einer Personenfähre, in die Stadt gefahren. Der Anblick der Skyline vom Wasser
aus hat uns dabei direkt schon echt begeistert. Unsere Route führte uns durch
Downtown nach Chinatown. Hier geht es wirklich ein bisschen zu wie im Land der
Mitte. Die Straßennamen zusätzlich zum Englisch auch in Chinesisch, Läden wo es
sonderbar aussehende getrocknete Sachen gibt die wiederum nur Chinesisch
beschriftet waren und in dem der Besitzer kaum Englisch spricht, es war eine
komplett andere Welt und passt gut zum der bunten kanadischen Gesellschaft in
der gefühlt jeder willkommen ist und sein Ding machen kann. Den Tag ließen wir
in Granville Island, einen anderen Stadtteil, bei ein bisschen Streetfood am
Meer ausklingen, bevor es am Abend weiter zur Halloweenparty gehen sollte.
So toll wie die Stadt auch von außen aussieht oder wie angesagt ihr Ruf ist, so
sehr hat uns aber auch das geradezu offensichtliche Drogenproblem erschrocken.
Die hohe Anzahl an Obdachlosen ist uns auch schon in anderen Städten hier
aufgefallen, aber Vancouver war krass. Menschen mit Drogenproblemen an gefühlt
jeder Ecke, welche direkt in der Innenstadt auf dem Bürgersteig konsumieren,
das haben wir so noch nicht erlebt.
Dadurch war unsere Stimmung für die Stadt erstmal etwas getrübt, aber die
Parade der verlorenen Seelen, das Halloween Happening, wollten wir trotzdem
sehen. Da man dort mit Kostüm erscheinen soll haben wir uns im Dollarama, dem
Tedi von Amerika, Schminke für 1,5$ gekauft und haben uns kurz zuvor auf der
Straße noch entsprechend als Zombies geschminkt. Die Parade war megacool
überall war Musik, Tanz und Vorführungen alles echt richtig liebevoll gemacht,
das Einzige was ich auszusetzen habe war, es gab nirgends Bier. Einerseits cool
da eben nicht das Besäufnis im Vordergrund steht, andererseits hatte jeder
seinen Flachmann dabei und eben selbst vorgesorgt und ich blieb durstig. Am
Ende des Tages war ich der Auffassung, dass es in Vancouver wahrscheinlich
einfacher ist an Heroin zu kommen als an Bier. Und noch eines ist mir
aufgefallen, dass der Name der Veranstaltung, Parade Of The Lost Souls leider
auch ganz gut zur Stadt passt.
Unterdessen hatte uns unser Arbeitgeber in spe kontaktiert und gefragt ob wir
schon eher anfangen können, was uns eigentlich ganz gut in die Karten spielt, da
das Campen im Winter auf Dauer ganz schön anstrengend wird. Also beginnen wir
schon am Donnerstag unsere Arbeit im Manning Park Resort. Bis dahin verbringen
wir die restlichen Tage noch in Squamish. Hier konnten wir am Sonntag schon
Weißkopfseeadler und Robben beobachten. Dazu gab es noch eine Wanderung und da
es für mich MTB technisch das gelobte Land ist, auch noch mal Trails.
Beste Grüße in die Heimat
Lisa & Richard (Verfasst von Richard)
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