No hablo español
Kanada und die USA sind wirklich Länder in welchen man sich in seiner westlichen Komfortzone bewegt, solange man englisch spricht. Schon an der Grenze in Mexicali merkten wir das hier wird abenteuerlich. Zuerst wurde unser Auto „inspiziert“, das heißt der junge Mann mit der großen Waffe ist schnell mal ins Auto gehüpft, hat sich gefreut, dass wir aus Deutschland kommen und dann durften wir weiter zum Parkplatz fahren. Von dort aus suchten wir die Immigration um unser Touristenvisum zu holen. Die zwei Frauen sprachen wenig englisch und wir nur drei Sätze spanisch. Definitiv kicherten sie, weil Richard so groß ist und bei mir waren sie beeindruckt wie braun gebrannt ich bin. Erleichtert, dass alles geklappt hat, ging es nun noch zur offiziellen Autoeinfuhr. Auch dies war einfacher als gedacht und nun waren wir offiziell im Land. Zum Glück haben wir im Vorfeld viel gelesen und viel angeschaut, da eine Reise mit dem Auto quer durch Mexiko nicht zu vergleichen ist mit einer Pauschalreise in einen Urlaubsort. Wir haben uns ein Fake-Portemonnaie zugelegt und haben dort unsere Fake-Fahrerlaubnis (einlaminierte Kopien), unsere alten Debitkarten aus Kanada und ein paar Dollar drin. Diese muss herhalten, wenn die kriminelle Dorfpolizei uns stoppt. Notfallgeld haben wir im Auto versteckt, sämtliche Nummern der Botschaft herausgesucht und Verhaltensregeln aufgestellt. Wir hoffen, dass wir das alles nicht benötigen, aber sicher ist sicher. In Mexiko angekommen waren wir zuerst einkaufen und haben circa die Hälfte von dem bezahlt was wir in der USA bezahlt hätten. SIM-Karte kaufen stand als nächstes auf der To-Do-Liste. Glücklicherweise gab es dort direkt auch noch ein Geschäft eines Telefonanbieters. Auch hier sprachen sie kein Wort englisch (was sie ja auch nicht müssen) und wir haben mit unseren drei Wörtern spanisch, sowie unseren Händen und Füßen zwei funktionierende SIM-Karten gekauft. Nun mussten wir schnell aufbrechen, da wir noch ein paar hundert Kilometer bis zu unserem Campingplatz hatten und man auf gar keinen Fall im Dunkeln fahren sollte. Auf dem Weg dorthin mussten wir unsere erste Militärkontrolle passieren, von denen es hier einige gibt. Der junge Mann war wie viele hier, ein großer Alemania Fan und quatschte nur kurz mit uns, winkte uns durch mit einem „Auf Wiedersehen!“ Der Campingplatz lag direkt am Meer, war super ruhig und hatte zwei zuckersüße Streunerhunde. Bei einem Bierchen ließen wir den ersten Tag auf der Baja ausklingen. Am nächsten Morgen beschlossen wir noch eine Nacht dort zu verbringen, da weiter im Süden die Vorstufe eines Hurricanes wütete und wir auf Nummer sicher gehen wollten. Das Meer testeten wir natürlich auch. Fazit: Badewannenwassertemperatur. Richard versuchte noch sein Ersatzhandy in Gang zu bringen, jedoch ging dabei ein bisschen was schief. Also wer momentan Richard versucht zu erreichen, in ein paar Tagen geht es hoffentlich wieder.
Unsere Reise führt uns nun immer weiter die Baja Halbinsel
herunter. Die Landschaft hier ist wunderschön und es ist einfach fasziniert
durch diese Kakteenwälder zu fahren. Die Städte sind wild und es toll mal in
eine ganz andere Kultur abzutauchen. Nach zwei Nächten auf dem Campingplatz
fühlten wir uns schon mutig genug auch mal wieder frei zu stehen. Wir standen
direkt am Strand des Pazifiks und hatten total Glück, dass sehr nah am Ufer
eine Delfinschule vorbeischwamm und wir diese beobachten durften. In der Ferne
sahen wir auch Menschen mit großen weißen Säcken, wussten aber nicht was die
machen. Am späten Nachmittag hörten wir dann direkt am Auto eine Männerstimme.
Der Typ kam dann zu uns und quatschte drauf los, bis wir mit unserem „no hablo
español“ erstmal klarmachten, dass wir nichts verstehen. Er rieb sich den Bauch
und sagte „Taco?“ und dann checkten wir, dass er Hunger hat. Richard schaute
mich nur an und sagte: „Wie soll ich jetzt so schnell eine Tacofüllung
zubereiten?“, schaute dann wieder zu dem Typ und sagte „Sandwich?“ und er nur
lächelnd und nickend: „Si!“ Sein Kollege wartete ein paar Meter weiter auf ihn
und Richard bereitete in Windeseile zwei Sandwiches für die beiden zu. Er
erklärte mir noch durch Gesten, dass sie Steine vom Strand sammeln. Wir bekamen
mit, dass am hintern Strandabschnitt mehrere dieser Arbeiter sind und ein Auto
umherfährt um die Arbeiter und die Steinsäcke aufzuladen. Richard fühlte sich
nicht wohl, da es schwer einzuschätzen war ob wir hier sicher sind. Ich war
entspannt, da ich gesehen habe, dass die nichts am Leib hatten, noch nicht mal
Schuhe, wie sollen die uns zur Gefahr werden und außerdem haben wir denen Essen
geschenkt. Richard vertraute meinem Instinkt und ein paar Minuten später kam er
wieder und fragte nach Feuer. Wir gaben ihm alle Streichhölzer die wir hatten
und dann fragten wir uns ob die armen Leute dort draußen schlafen müssen. Es
war schon dunkel und ziemlich frisch. Das Auto war auch nicht mehr zu sehen.
Wir waren hin und hergerissen zwischen, was können wir noch für die tun und
sind wir hier sicher?...Ein Glück kam später das Auto und hat alle für die
Nacht mitgenommen. Wir fragen uns trotzdem noch, für welchen Zweck diese Steine
sind, die dort gesammelt werden.
In Loreto angekommen, musste erstmal unsere Solarstation
repariert werden. Richard erledigte das gleich auf dem Parkplatz des
Autoteilegeschäfts und es kamen auch ein paar Leute und fragten ob wir Hilfe
benötigen. Richard schaffte es natürlich ohne Probleme allein, aber es war sehr
freundlich. Ich beobachtete derweil, die Soldaten die hier überall Streife
fahren und sehr einschüchternd wirken mit ihren Vermummungen und großen
Maschinengewehren, immer die Hand am Abzug. Mich lächelten sie nur nett an und winkten
zum Abschied. Auf dem Campingplatz schlossen wir schnell Freundschaft mit einer
süßen Hündin und verwöhnten sie mit Streicheleinheiten und Hundesnacks. Zum
Dank klaute sie meinen Schuh und verschleppte ihn, aber wir haben ihn wieder
gefunden. In der Loreto Bay schnorchelten wir und es war wirklich wie im
Aquarium. Wir informierten uns vorher ob da irgendetwas Gefährliches im Meer
ist, da wir beide Angst vorm Meer haben. Naja, ein paar Kilometer weiter
steckten wir wieder die Köpfe ins Wasser und uns blickte der einzig tödliche
Fisch der hier rumschwimmt in die Augen. Na Danke! Wir beschlossen erstmal
wandern zu gehen, das liegt uns mehr als das Meer. Die Fahrt zum Mesquite
Canyon war eine der aufregendsten der ganzen Reise. Es war eine Offroad- Action,
ohne 4x4, aber mit viel Risiko. Ich hab etwas geschimpft, mein Mann fands geil.
Nach der Wanderung und der holprigen Fahrt gönnten wir uns ein Eis am Strand.
Nun sind wir noch einige Stunden gefahren und sind in La
Paz, der Hauptstadt der südlichen Baja. Hier möchten wir die Fähre aufs
Festland buchen und ein paar andere organisatorische Dinge erledigen, bis wir
dann noch den Rest des südlichen Teils der Insel erkunden.
Wir fühlen jetzt schon richtig, dass das Ende der Reise
angebrochen ist, da wir auch einen Termin zur Rückverschiffung des Autos haben.
Außerdem versuchen wir von hier aus schon unserer Leben „danach“ schon so gut
es geht zu planen und von hier aus schon Dinge zu erledigen. Bis dahin ist aber
noch etwas Zeit und wir haben auch für hier noch ein paar mega Sachen geplant
auf die wir uns schon freuen.
P.S.: Wer sich erinnert, in Kanada kämpften wir ja ab und an mit Mäusen im Bus. Jetzt sind es Kakerlaken die wir mit Fallen und Insektenspray bekämpfen müssen. Naja, alles hat seinen Preis.
Liebe Grüße Richard und Lisa (verfasst von Lisa)
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