Westcoast 101
Als die letzte kanadische Poutine gegessen war und Whistler Mountain im Rückspiegel immer kleiner wurde hatten wir nur noch einen Stopp in Kanada geplant und das war bei Henning und seiner Frau Donna. Henning hatten wir in Lillooet getroffen und er hatte uns zu sich nach Vancouver eingeladen.
Als wir ankamen legten wir gleich mit dem geplanten Ölwechsel los da es am
nächsten Tag regnen sollte. Also lag ich unterm Auto während sich Lisa und
Henning gegenseitig Ihre Geschichten erzählten. Später kam dann noch der
Nachbar mit hinzu der, zur großen Freude von allen, erstmal eine Flasche Wein
spendierte. Zum Glück ging der Service ziemlich gut von der Hand so dass ich
mich schnell mit zu der Runde gesellen konnte. Henning hatte auch extra Bier
für mich besorgt und so saßen wir dann in seinem Garten mit Ausblick auf die
Berge und waren einfach nur glücklich über so viel Gastfreundschaft. Am
nächsten Tag haben wir als letzten Verwaltungsakt noch unser Kanadisches Konto
gekündigt und später konnte ich Henning helfen die Zündung an einer seiner BMW-Motorräder
zu kontrollieren. Als wir erzählten, dass wir oft nachmittags noch einen Kaffee
trinken und Süßes essen machte er sich auf um in einer Bäckerei Bienenstich zu
organisieren. Also saßen wir nachmittags am Kaffeetisch und erzählten uns
Geschichten übers Reisen und über Deutschland und Kanada. Es war toll Ihm dabei
zu zuhören wie er über seine Auswanderung erzählte, wie er sich einige Jahre
erfolgreich als Lachsfischer versuchte und dann seine Erfüllung als
Grafikdesigner fand. Ich kann nicht genug sagen wie dankbar wir über Menschen
wie Henning sind die einen so herzlich bei sich aufnehmen. Dies sind für uns
auch die wertvollsten Momente auf unserer Reise. Wir hätten noch ewig da
bleiben und plaudern können aber leider lief uns die Zeit etwas davon, da
unsere USA Autoversicherung nach einem Jahr ende September ausläuft und wir bis
dahin durch die Staaten durchmüssen. Also verabschiedeten wir uns nach zwei
Tagen in Vancouver und brachen Richtung Washington auf.
Der Grenzübergang war überraschen entspannt und so rollten wir ziemlich bald
auf den Interstate 5 Richtung Süden. Was uns sofort auffällt ist, dass hier
deutlich mehr Menschen unterwegs sind und leider auch viel weniger Platz für
Leute wie uns gibt, die meistens frei campen wollen. In zehn Monaten Kanada
konnten wir jede Nacht (abgesehen von Mäusen und Mücken) ungestört Schlafen.
Schon in der ersten Nacht in den USA wurde das anders. Nur mit Mühe konnten wir
einen kleinen Platz etwa 50m vom Highway finden. Wir hatten den Platz für uns
alleine und kein Schild ließ vermuten, dass das Campen dort verboten war. Auch
unsere App, in der wir die Stellplätze immer finden, hatte nichts Negatives zu
berichten und so beschlossen wir dort zu bleiben. Kurz nachdem wir
eingeschlafen waren klopfte es am Bus. Ich war sofort Wach und schaute raus und
war fast schon erleichtert als ich dort ein Polizeiauto sah. Ich machte die
Schiebetür auf und draußen stand eine Polizistin die mir erklärte, dass wir uns
in einem County Park befänden in dem Übernachten verboten ist. Ich
entschuldigte mich dafür hundertmal (in diesem Zeitpunkt nur mit Unterhose
bekleidet) und die Polizistin ließ uns weiterschlafen. Erst am nächsten Tag
wurde uns so richtig klar wie heikel die Geschichte war, weil weder wir noch
die Polizistin so richtig wusste was hinter der Tür lauerte. Na ja auf jeden
Fall ein super Empfang im Land der großen Freiheit.
Somit bliebe wir am Nächsten Tag auf der sicheren Seite und stellten uns auf
den Parkplatz eines Kasinos, welches Camper anbietet dort kostenlos zu bleiben.
Dazu muss man sich nur Registrieren und eine Art Mitgliedskarte erstellen.
Anschließend hatten wir noch eine Art Startguthaben gewinnen können mit dem die
Gäste offensichtlich zu Spielen animiert werden sollten. Leider hatte das bei
uns nicht geklappt da wir wahrscheinlich zu blöd waren die wild blinkenden
Automaten zu bedienen. Somit hatten wir an dem Tage leider nichts gewonnen aber
eben auch nicht verloren.
Mit der Fähre gings dann zur Olympic Halbinsel und zum Gleichnamigen National
Park. Dort machten wir unseren bisher schönsten Backcountry Trip. Wir schliefen
auf dem Berg mit Blick ins Tal und den Pazifik und erlebten den absolut
tollsten Sonnenuntergang. Am nächsten Tag ging es einen Grat entlang mit
durchgängig traumhaften Ausblicken und am Ende des Tages gab es noch ein Bad im
See. Kurzum die Tour hatte alles was man sich wünschen kann.
Wir fahren seit ein paar Tagen ziemlich Planlos den Highway 101 Richtung Süden
runter. Die Straße führt meist am Pazifik entlang und es gibt die ganze Zeit traumhafte
Ausblicke auf endlose Strände und malerische Buchten. Wenn es uns gefällt
halten wir an und bleiben kurz, staunen und dann geht’s wieder weiter. Eine richtige
Must See listen haben wir gar nicht mehr, da wir nach so vielen Highlights
welche wir auf dieser Reise schon sehen durften uns schon etwas satt gesehen
haben an Stränden Bergen und Landschaft. Wir genießen jetzt einfach die
entspannte Zeit und dass dadurch auch etwas der Druck raus ist irgendwo hin zu
müssen.
Viele liebe Grüße aus Oregon Lisa & Richard (Text von
Richard)
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