Flucht aus der Wüste
Am Eingang des Kings Canyon NP wollten wir die berühmten Sequoia Mammutbäume bestaunen.Der dort lebende General Grant Tree ist am Volumen gemessen der zweitgrößte Baum der Erde und damit auch das zweitgrößte Lebewesen des Planeten. Auf dem gut ausgebauten Weg dorthin, konnte man durch einen umgefallenen hohlen Sequoia durchlaufen. Dieser Baum ist so groß, dass er den ersten Siedlern sogar lange Jahre als Behausung diente. Die Bäume hier sind einfach riesig aber es fällt schwer die Größe einzuordnen solange kein Mensch als Reverenz danebensteht. Nach einer weiteren Nacht auf unseren freien Spot auf dem Berg sind wir dann in den Kings Canyon gefahren. Die durch Gletscher geformten Felswände heben sich über 1500m über den Talgrund in den Himmel. Wir haben uns aufgrund der warmen Temperaturen aber nicht sehr weit hinauf gewagt und sind nur zu einer kürzeren Exkursion zum Mist Fall gelaufen. Dabei kamen zum ersten Mal unsere Mückenschutzhüte so richtig zum Einsatz. Die hier lebenden Face Flies stechen zwar nicht aber fliegen einen in die Augen, Nase und Ohren und sind somit richtig nervig. Mit unseren Mückenschutz sahen wir aus wie die Wanderimker wurden aber von allen anderen Wanderern dafür beneidet. Nach der Wanderung ging es zum Muir Rock wo wir uns im sehr kalten Wasser abkühlten. Es gibt noch hunderte weitere Kilometer an Wanderwegen hier im Nationalpark die zum Teil auf Gipfel jenseits der 4000m führen aber uns war es in dem Moment gar nicht wie wandern und Wildnis. Wir verbrachten die restliche Zeit hier am Wasser und in der Hängematte. Vor einigen Wochen wäre ich noch durchgedreht bei dem Gedanken daran einen oder sogar mehrere Tage „nur“ mit Lesen oder sogar Nichts tun zu verbringen, mittlerweile habe ich das allerdings gelernt und konnte meine Unruhe ein Stück weit ablegen.
Auf dem Weg in Richtung LA sind wir noch am General Sherman
Tree vorbeigefahren, welcher der größte Baum der Erde ist. Solche Superlativen
sind aber auch immer Besuchermagneten. Um ein Foto vor dem Baum machen zu
können musste man sich in einer Reihe anstellen und mit einigen Minuten Wartezeit
rechnen. Wir waren von dem ganzen Schauspiel um den Fotopunkt weit mehr
fasziniert als von dem Baum selber.
In LA stand vor allem der Besuch der Universal Studios im
Vordergrund. Der Vergnügungspark war wirklich schön gemacht und drehte sich im
Wesentlichen um die bekanntesten Werke der Produktionsfirma wie Jurrasic Park,
Minions, Harry Potter, Transformers usw. Einige der Attraktionen waren super
aufwendig gemacht und echt eindrucksvoll. Am zweiten Tag im Park machten wir
die Studio Tour und sahen die Kulissen von z.B. Zurück in die Zukunft oder
wurden in einem U-Bahn Tunnel gefahren der dann unter sämtlichen Effekten bei
einem vermeintlichen Erdbeben über uns zusammen zu stürzen schien. Der Begriff
„Traumfabrik“ macht hier schon wirklich Sinn denn die Größe des Areals mit den
riesigen Hallen glich wirklich einer Fabrik und die Kulissen stellen eine
Perfekte Welt dar, die es Wahrscheinlich nur als Illusion in Hollywood gibt.
An den ersten beiden Nächten in der Stadt durften wir bei
Shilo stehen. Ich hatte ihn über eine App kontaktiert in den VW Bus Fans ihre
Einfahrten als Campspots anbieten konnten und da in der Stadt die Campingplätze
teuer sind, dachten wir einen Versuch ist es wert. Shilo war so Nett und
zusammen mit seiner Freundin Kat die aus Deutschland kommt jetzt aber in LA
lebt, haben wir uns toll unterhalten. Kat ist Produkt Designerin in der
Schuhindustrie und Shilo verdient sein Geld als Fotograf. Erst als wir schon
weg waren hat Lisa herausgefunden, dass Shilo Schauspieler war und auch in
einigen bekannteren Filmen mitgespielt hatte. Wir sind auf jeden Fall super
dankbar für die tolle Gesellschaft und den freien Platz inklusive Dusche.
In der Stadt statteten wir den Santa Monica Beach noch einen Besuch ab. Morgens
ging ich zum berühmten Muscle Beach um an den vielen verrückten
Trainingsgeräten mal wieder was für die Fitness zu tun. Schon auf den wenigen
Metern vom Parkplatz zum Trainingsareal kamen uns dabei unendlich super durchtrainierte
Menschen entgegen, die den asphaltierten Weg parallel zum Strand für ihre Jogging
Runde nutzen. Sixpacks überall und damit das absolute Gegenteil von dem
physischen Menschenbild was wir bisher hier kennenlernen durften und eher von
Fettleibigkeit geprägt ist als von Traumbodys. Bei dem Essensangebot hier kann
man aber auch niemanden etwas vorwerfen. Denn als wir einige Tage später mal in
einem Diner der Kette Dennys waren, konnten wir nicht fassen wie riesig und
nach heutigen Ernährungsstandards ungesund das Essen ist.
Auf der Strandpromenade in Santa Monica war dann die Hölle los und es gab
überall etwas zu sehen. Alle Menschen scheinen sich in ihrer Individualität
übertreffen zu wollen und haben sich in den verrücktesten Sachen gekleidet.
Straßenkünstler, Händler und bis zum Hütchenspieler alles vertreten. Es war
eine andere Welt.
Nach Los Angeles ging es weiter in Richtung Osten auf einen
kostenlosen Campingplatz in einem privaten (NGO) Naturschutzgebiet. Der Platz
war im Prinzip in einer Oase mitten in der Wüste. Durch die Fischzucht die
früher hier betrieben wurde gab es mehrere Teiche und überall flatterten
Kolibris, es war paradiesisch aber auch sau heiß. Wir machten am ersten Morgen
eine kleine Wanderung in die angrenzende Wüste und starteten noch im
Morgengrauen und trotzdem sind wir vor Hitze fast gestorben. Glück für uns, dass
es wieder einen schönen Fluss gab in dem wir uns einweichen konnten.
Unsere drei Tage verbrachten wir fast ausschließlich mit Lesen und Baden und da
wir kein Internet hatten, war es auch wieder mal Digital Detox. Nur leider
bekamen wir so auch nicht mit, dass eine Hitzewelle mit Temperaturen über 40°
im Anrollen war. In Palm Springs sind wir fast eingegangen, in der Sonne konnte
man es wirklich nur wenige Minuten aushalten und in unserem Auto bei dem leider
die Klima ausgefallen ist, war es nicht besser. Bis heute weiß ich nicht wie
wir auf der zweistündigen Fahrt nach San Diego, in der es mit um die 30° etwas
„kühler“ ist, halbwegs die Nerven behalten haben und es unsere Ehe überlebt
hat.
Aktuell sind wir auf einem Campingplatz in der Nähe von San
Diego und versuchen die Hitzewelle auszuhalten ein Glück, dass der Strand nicht
weit ist. Außerdem warte ich auf mein Handy welches mir leider ins Wasser
gefallen ist und bei einer Werkstatt hoffentlich noch gerettet werden kann.
Nachdem wir uns in der letzten Woche ausgiebig auf Mexiko vorbereitet haben
inkl. neuer Autoversicherung, Kopieren aller Dokumente, Internet Recherche wie
man mit korrupten Cops umgehen sollte und welche Gebiete besser gemieden werden
sollten. Wir haben aber auch so viel Schönes über das Land gehört, dass wir uns
echt freuen in ein paar Tagen über die Grenze auf die Baja California zu
fahren.
Viele Grüße Lisa und Richard (Text verfasst von Richard)
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