Der Norden
In Whitehorse angekommen mussten wir erstmal unsere Vorräte aufstocken und Wäsche waschen. Nach dem das alles erledigt war, habe ich mich abends um fünf nochmal aufs MTB gesetzt und bin in die Berge geradelt. Da hier die Sonne erst nach um elf unter geht ist das ja kein Problem. Da es aber nachts auch nicht wirklich dunkel wird, raubt uns das manchmal auch den Schlaf und wir freuen uns schon wieder auf eine richtige schwarze Nacht.
Am 1. Juli war Canada Day mit Parade und Festprogram. Wir wollten uns natürlich
anschauen wie die Kanadier ihren Nationalfeiertag begehen. Die Parade war ganz
niedlich und auch irgendwie wie man sich das in Nordamerika so vorstellt. Wir
haben uns den Rest des Tages die dargebotene Livemusik angeschaut und uns durch
die Foodtrucks gefuttert.
Den Tag darauf hatten wir eine Kanutour auf dem Yukon gebucht. Die Tour war
entspannt und wir schipperten ca. 30km den Yukon hinunter, kamen sehr nah an Seeadler
vorbei und haben auf einer Insel im Strom Mittag gegessen. Nach ca. 6 Stunden
wurden wir dann aufgesammelt und zu unserem Auto zurückgebracht.
Weiter ging es in Richtung Kluane Nationalpark in dem wir eine Wanderung zum Kaskawulsh
Gletscher geplant hatten. Bevor diese aber starten konnte mussten wir uns im
Visitor Center noch registrieren lassen und uns unseren bärensicheren Kanister
für unseren Proviant abholen. Auf den Parkplatz kam dann eine deutsche
Auswanderin auf uns zu die als Kindergärtnerin gerade einen Ausflug hatte und
zufällig mit ihren Kindern über deutsche Kennzeichen gesprochen hatte. Die
junge Frau lebt jetzt in Burwash Landing einer Siedlung mit ca. 70 Einwohnern buchstäblich
am Rande der Welt. Wir sind dann dort zu der Tankstelle/Lebensmittelgeschäft/Baumarkt/Cafe/Restaurant
gefahren um dort einen Kaffee zu trinken und können nur schwer nachvollziehen
dorthin auszuwandern. Leider konnten wir uns nicht weiter mit der deutschen
über Ihre Gründe und den Alltag im hohen Norden unterhalten.
Im Kluane NP ist das größte nicht polare Eisfeld der Welt zu
finden und unsere Wanderung sollte uns dabei zu einen der Gletscher führen.
Insgesamt wollten wir 65 km an 4 Tagen bezwingen. Am Tag 1 ging es vom Highway
ins Backcountry Camp wobei die größte Herausforderung die Fuhrt der Bullion
Creek sein sollte. So eine Flussdurchquerung hatten wir noch nicht gemacht und
außer ein paar Tipps aus dem Internet hatten wir keine Erfahrung. Der Fluss war
milchig grau und schnell und mir reichte das Wasser bis an die Oberschenkel was
es schon unglaublich schwer macht sich auf den Beinen zu halten. Wir hielten
uns aber gut aneinander fest und nutzen unsere Stöcke zum abstützen und so schafften
wir die Überquerung.
Nach 22,5km kamen wir dann erschöpft im Camp an und waren froh über unser Essen
und die Matratzen.
Am nächsten Tag war das Ziel es auf das Plateau des Observation Mountain zu
schaffen, wovon man den Gletscher gut sehen kann. Der Weg auf den Berg führte
durch eine weitere Fuhrt und über eine unmarkierte Route über 20km und 1000hm
hinauf. Morgens um zehn ging es für uns los und wir marschierten durch den
losen Sand des trockenen Flussbettes. Wir erkannten schon bald sehr große
Grizzly Fußabdrücke und machten wie gewöhnlich im Bärengebiet laute Geräusche.
Plötzlich sah ich ungefähr 150m vor uns den Kollegen von dem die Fußabdrücke
gestammt haben könnten. Der Bär nahm zum Glück überhaupt keine Notiz von uns
und wir konnten langsam den Rückzug in Camp antreten. Da wir wussten, dass sich
noch ein anderes Pärchen die Route heute vorgenommen hatte, fragten wir ob wir
zusammen gehen wollen. In Anbetracht der Situation waren auch sie heilfroh über
uns als Verstärkung. Wir kamen dann aber zum Glück ohne weitere Bärensichtungen
durch die Wanderung.
Die Flussdurchquerung war langwieriger aber doch einfacher als am Tag zuvor da
sich der Fluss in seiner Mündung schon sehr stark aufzweigte. Der Aufstieg war
lang und anstrengend und am Plateau angekommen war es dann schon fast um fünf
weshalb wir die Aussicht nur kurz genießen konnten und wieder den Abstieg
antreten wollten, da wir ja wussten was noch vor uns lag. Unsere Begleiter
blieben noch etwas und wir trennten uns hier.
Wieder am Canada Creek angekommen konnten wir sehen wie sich der Fluss durch
die höheren Temperaturen tagsüber angeschwollen war. Wo bei der Durchquerung am
Mittag noch nicht mal meine bis zu den Knien hochgerollte Hose nass wurde,
wurde Lisa jetzt Nass bis auf die Unterhose. Trotzdem standen wir um neun abends
nass aber glücklich am anderen Ufer und sehnten uns schon nach unserem Essen.
Wir waren dann auch froh unsere Begleiter heimkommen zu hören diese sind erst
um Mitternacht vom Berg zurückgekehrt.
Am nächsten Tag ging es wieder zurück Richtung Zivilisation für uns mit Camp
kurz vor dem Fluss um die Durchquerung am Morgen zu bewältigen. Dies hatte sich
auch als sehr gute Idee hergestellt da die beiden anderen Gruppen ungefähr 3h
für die Durchquerung brauchten. Die letzten km am vierten Tag gingen sehr gut
und wir freuten uns sehr wieder am Auto zu sein und unsere bisher schwerste
Tour mit einer Flasche Dr. Pepper zu begießen.
Danach ging es ins Restaurant in Haines Junction um die verlorenen Kalorien mit
einem großen Lunch wieder aufzufüllen.
Nachdem wir unsere staubigen Klamotten gewaschen und getankt
hatten ging es weiter in Richtung Haines Alaska. Die Fahrt dorthin war wieder
einmal wunderschön und auch der Grenzübertritt in die USA war ziemlich
entspannt. Nun sind wir hier in diesem verschlafenen Küstenstädtchen und
versuchen die Bären beim Fischen zu beobachten.
Viele Grüße in die Heimat Lisa & Richard (Text verfasst
von Richard)

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