Immer weiter Richtung Westen

Wir fuhren nun immer weiter am Lake Superior entlang. Er erschien uns wie eine Meeresbucht, so riesig. An einem eher trüben Tag wanderten wir im Lake Superior Provincial Park zu einem Lookout. Die Aussicht war mal wieder Bombe. Da Richard für den darauffolgenden Tag eine Tageswanderung vor Augen hatte, wollten wir so nah wie möglich am Startpunkt schlafen. So hieß es: Unsere erste Nacht auf einem Campingplatz. Es war ein Nationalpark Campground, des Pukaskwa Nationalparks. Da im Herbst hier nichts los ist, gibt es Camper, sogenannte Campgroundhosts, die einem bei allen Belangen weiterhelfen. Wir waren etwas gestresst, da es schon dunkel wurde und wir dort Wäsche waschen wollten. Da hier überall wenig mit Bargeld hantiert wird, hatten wir gerade so das nötigste Kleingeld, aber nicht die richtigen Münzen. Uns konnte geholfen werden, nur sind wir hier in Kanada und die Leute wollen besonders nett sein. Also kam der nette Campgroundhost und hatte in seinem Auto noch ein paar Münzen gefunden, die er uns schenkte. Tatsächlich brauchten wir sie auch für den zweiten Trocknergang. Am nächsten Tag brachen wir früh auf. Leider haben die Visitor Center schon zu, aber es gibt an jedem Internet und so fanden wir schnell den Parkplatz unserer Route, aber nicht gleich den Startpunkt. Kanadier riechen sofort, wenn man Hilfe braucht und eine ältere Frau schaute mit uns und sagte: „oh, it´s the most difficult hike here.“ Nun mussten wir schmunzeln, denn wir suchen uns hier meist die schwierigsten Routen aus, da alle anderen immer ziemlich kurz und flach sind. Tatsächlich war diese Route auch locker für mich machbar und wir hatten einen tollen Tag. Am folgenden Tag hatten wir trotzdem Muskelkater.

Auf dem Weg weiter Richtung Manitoba versuchten wir einen Bankaccount zu eröffnen, da wir das schon eine Weile vor uns herschoben. Bei der Bank die wir ausgesucht hatten gingen wir voll motiviert rein und nun ja, sie wollte uns einen Termin in einer Woche geben. Es folgte die Erklärung unsererseits, dass wir nur auf der Durchreise sind und wir vertagten unser „Problem“. Richard hatte eh schon was anderes im Kopf. Am nächsten Tag stand Fahrrad fahren auf dem Programm. Er fuhr die super angelegten Trails im Trowbridge Forest bei Thunder Bay ab und ich wanderte durch den Wald zu kleinen Wasserfällen. Es war ein schöner sonniger Tag.

Auf der Weiterreise versuchten wir es erneut eine Bank zu finden und wählten diesmal eine andere. Hier ging es auch nur wieder in einer Woche-Na super! Die nette Dame sagte aber, in größeren Städten hätte man da bessere Chancen. Wir fragten ob sie uns nicht gleich einen Termin für den nächsten Tag in Winnipeg ausmachen könnte. Das tat sie auch freundlicherweise und wir fuhren weiter. Typisch deutsch 10 Uhr pünktlich zum Banktermin: „Wir haben einen Termin mit Gregory.“ „Kann nicht sein, der hat heute Morgen keine Termine.“…Die Dame schaute unseren Ausdruck an…und sagte: „Der Termin ist für nächste Woche.“ Irgendwie ist der Wurm drin, bei der Banksuche. Aber: Gregory bekam das Gespräch mit und hatte ein großes Herz und wir durften spontan bei ihm einen Account eröffnen. Er war (natürlich was denn sonst) extrem freundlich und gesprächig und wir danach happy. An diesem Tag mussten wir noch einkaufen und suchten den Superstore in der Nähe auf. Auf dem Parkplatz sprach uns eine alte Dame an und war wie alle hier in Kanada mega nett und so typisch Oma, konnte sie uns nicht ohne Essen zurücklassen und schenkte uns eine Tüte Chips. Richards offline Navi schickte uns dooferweise direkt durch Downtown Winnipeg. Er fuhr höchstkonzentriert durch den turbulenten Stadtverkehr. Auf einmal hörten wir das typische Polizeisirenengeräusch und Richard meinte nur: „Ach du Scheiße, wo soll ich denn hier rechts ranfahren. Ich fang gleich an zu schwitzen. Was hab ich denn falsch gemacht? Lisa: „Denk dran, Hände ans Lenkrad und nicht bewegen!“ Der Officer war total entspannt und wollte eigentlich nur mal fragen wo wir herkommen und wie wir das Ding (unser Auto, für kanadische Verhältnisse ein Smart) hierhergebracht haben. Einmal Herzrasen für Nichts.

Die Tage darauf fuhren wir viel und bestaunten die flache Prärielandschaft. Ich bin immer noch sehr beeindruckt, weil ich von diesem Landschaftsbild Kanadas noch nichts wusste. Mein Highlight der letzten Tage, war der Abend an einem Salzsee. Wir haben einen Biber beobachtet und Kojoten heulen gehört. Wir dachten erst, dass es vielleicht Hunde von irgendwelchen Leuten waren, aber dort war weit und breit kein Haus. Am nächsten Morgen erzählte uns ein Mann, dass dort sehr viele Kojoten leben. Wow!

Nach kurzem Stopp in Calgary, um bei einem Secondhand Outdoorladen Skisachen zu kaufen, erblickten wir endlich die Rockies. Die Bergkette wurde immer malerischer je näher wir ihr kamen. Wir fuhren durch den Banff Nationalpark und staunten einfach nur über die Schönheit der Natur. Am Abend hatten wir Glück und ergatterten einen tollen Stellplatz mit Blick auf die Rocky Mountains und ein Tal mit einem Wasserfall. Da wir die letzten Tage viel im Auto saßen, beschlossen wir am nächsten Tag mal wieder wandern zu gehen. Angekommen an dem berühmten Lake Louise, war es wie erwartet erst einmal ernüchternd. Hier tummeln sich viele Touristen und wir wollen gar nicht wissen was hier im Sommer los ist. Nichtsdestotrotz ist der Ausblick herrlich und wir wanderten zum Lake Agnes und hatten den geilsten Ausblick vom Little Beehive auf das Bergmassiv und ins Tal.

Bis Bald ihr Lieben

P.S.: Noch keinen Bären gesichtet. Haben aber auch Schiss.

Lisa und Richard (Verfasst von Lisa)





Wanderung im Pukaskwa NP


White River Hängebrücke


Pukaskwa Wälder


Dinner mit Aussicht


Beeindruckendes Flachland



Für viele Stunden unsere Aussicht


Dann kam der Sonnenuntergang


Wildlife in Banff


Schlafplatz mit Aussicht auf die Wapta Falls


Mirrorlake und ein fetter Kiefernhäher



Lake Louise


Blick auf die Rockies


Rocky Mountains






















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