Aus dem Camperalltag
Da unser neuer Arbeitgeber fragte, ob wir eher mit Arbeiten anfangen können, da Not an Mann/Frau wäre und wir eh einen Tapetenwechsel brauchten, stimmten wir zu und befinden uns jetzt im Manning Provincial Park. Darum soll es heute aber gar nicht gehen. Wir haben einen Monat (im Herbst!) in unserem VW T4 in Kanada gelebt und ihr habt sonst nur erfahren wo wir waren und was wir getrieben haben, aber heute möchte ich mal näher beschreiben, wie unser Alltag so ablief. Ein Blick hinter die Kulissen.
Zu aller erst: Wir lieben unser Auto sehr! Richard hat da echt
super Arbeit geleistet (und Automobil Kumpfert) und es ist wirklich ein Zuhause
für uns. Er hat uns die mittlerweile 7000 km Fahrt nie im Stich gelassen und
uns jede Nacht das gemütlichste Bett geboten.
Dadurch dass wir schon einige Reisen mit dem Auto hinter uns
haben, hatten wir schon so ein paar Routinen entwickelt und wir waren von
Sekunde eins in unserem Element, dem Campen! Wir sind grundsätzlich immer sehr
schlechte Langstreckenfahrer, da uns dabei schnell langweilig wird, aber in Kanada
gibt’s immer was zu schauen, so dass wir hier auch mal längere Strecken
gefahren sind. So aber jetzt zum Alltag:
Der Wecker ist stets auf 6.50 Uhr eingestellt. Dadurch dass
wir durch einige Zeitzonen mussten hatten wir manchmal recht lange Tage. Als
erstes wird immer die Standheizung angeschmissen, damit wir auch aus der warmen
Decke rauskriechen können. Nach spätestens 1 Stunde sind wir dann auch mal
aufgestanden und wärmen unsere Anziehsachen an der Standheizung und ziehen uns
an. Zähne putzen, Gesicht waschen, Kontaktlinsen rein, Haare kämmen, Deo…mehr ist
morgens nicht drin. Dann gibt’s Frühstück, meistens Haferflocken mit Obst. Es
hat sich ein slow morning bei uns eingeschlichen, so dass wir oft erstmal noch
etwas lesen oder Candy Crush spielen bis wir richtig durchstarten. Wenn dann
alles aufgeräumt ist (Frühstückssachen, Thermoabdeckungen, Bettzeug…) und wir
alle auf Toilette waren starten wir. Die Toilettensituation ist so: Wir
versuchen immer Plätze zu finden mit Toilette, wenn es aber mal nicht so sein
sollte nutzen wir unsere geliebte Trenntoilette. Und nein, wir kacken nicht
während der andere daneben Candy Crush zockt, sondern einer geht raus. Und ja,
ab zu nehmen wir auch die Toilette mit raus und das Geschäft wird auf der
Freilufttoilette verrichtet. Das passiert natürlich nur an Plätzen wo wir allein
stehen. Wenn wir dann on the road sind kommt es darauf an was das Tagesziel ist:
wandern, Stadt anschauen, Fahrrad fahren, eine lange Strecke fahren, oder Erledigungen
tätigen. Nach ca. drei Tagen müssen wir unseren Wassertank auffüllen. Dabei
suchen wir in der App iOverlander nach geeigneten Plätzen. Häufig sind es
Tankstellen, oder Dump-Stationen an denen wir Trinkwasser bekommen. In der Nebensaison
in der wir uns gerade befinden, ist es jedoch manchmal schwer was zu finden, da
häufig für den Winter das Wasser schon abgestellt ist. Außerdem gehen wir auch
aller drei Tage einkaufen. Das ist in den teilweise riesen Läden hier ein Erlebnis
an sich. Unseren Müll werden wir oft an Rastplätzen los, aber ganz Kanada hat
eine große Mülltonnendichte, so dass das nie ein Problem darstellt. Im Tagesverlauf
(egal was wir gemacht haben) gehen wir jedem Tag zu Tim Hortons. Das ist eine
megagünstige kanadische Kette, wo es hauptsächlich Kaffee, Donuts und Bagel
gibt. We love it! Außerdem quatschen wir fast jeden Tag mit netten Rentnern. Mit
dem Duschen war es anfangs so, dass wir die Outdoordusche genutzt haben, auch wenn’s
frisch war, aber danach ists einem immer wärmer. Dann waren wir so einmal die Woche
im Community Center in Fitnessstudio trainieren und haben dort noch Pool, Sauna
und die Dusche ausgenutzt. Zweimal waren in der Trucker Dusche, was auch
ziemlich gut war. Die ist hier sogar teilweise kostenlos. Vor ein paar Tagen
waren wir nochmal im Outback und brauchten nach einer Wanderung dringend eine
Dusche und haben uns nochmal unter die Outdoordusche gestellt. Das tat einfach
nur so weh auf dem Kopf vor Kälte. Das war für dieses Jahr nun definitiv das letzte
Mal. Unsere Stellplätze finden wir auch über die App. Hier kommt es ganz auf
die Provinz an. Hier in BC ist es easy, da es hier einige kostenlose Campingplätze
(nur mit Plumpsklo ausgestattet) gibt. Ansonsten ist es wie in Deutschland, man
kann eine Nacht dort stehen wo es nicht verboten ist. Das nennt sich hier
boondocking. Die Kanadier selbst lieben Camping und deshalb ist hier viel
geduldet. Die Kette Walmart erlaubt es (nicht überall aber fast) auf deren Parkplätzen
nachts zu stehen. Das ist in Städten sehr praktisch. Wir waren den ganzen Monat
nur auf einem „richtigen“ Campingplatz und würden es auch immer wieder so
handhaben. Am Abend kochen wir, machen ein Lagerfeuer, hören Radio (wenn wir
Empfang haben), lesen, spielen (Danke Rick für dein tolles Spiel) und schauen
Serie. Da wir die nächsten Monate in der Arbeiterunterkunft wohnen wird unser
Campingalltag im Frühling erst weitergehen.
Liebe Grüße
Lisa und Richard (Text verfasst von Lisa)
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