Besuch aus der Heimat
Wir saßen im Tim Hortons in Nanaimo und wussten gerade nicht so richtig wohin mit uns. Bis Sophie und Christian uns besuchen kommen dauerte es noch eine Woche, das Wetter war schlecht und die Motivation zu reisen gerade nicht so richtig vorhanden. Da kam die Nachricht von Phil gerade wie gerufen. „Hey Leute wie geht’s und wo seid ihr? Wollt ihr nochmal vorbeikommen?“ Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen und sind nochmal nach Parksville gedüst. Da das Wetter ohnehin wechselhaft war, war es ganz praktisch ein Dach über dem Kopf zu haben. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit einen Zugang zu Werkzeug zu haben um mal wieder am T4 zu schrauben. Da wir seit einigen Tagen ein Poltern beim Kurvenfahren hatte wollte ich schnell den Spurstangenkopf wechseln. Leider wollte der sich ohne den geeigneten Abzieher nicht ohne weiteres ergeben. Und das obwohl wir ihn mit allen vorhandenen Hammergrößen und einem Gasbrenner zu Leibe rückten. Erst als ich mir dann den zweiten und damit passenden Abzieher gekauft hatte, löste sich das Teil und die ganze Sache war binnen Minuten überstanden. Ich war sehr glücklich über die Hilfe von Phil und dass er an dem Tag Taxi für mich gespielt hatte. Leider kam bei der Aktion noch ein anderer Defekt zum Vorschein für den wir allerding in die Werkstatt müssen.
Nach ein paar Tagen war es dann soweit und unser Besuch kam auf der Insel an.
Die Freude war groß als wir die vertrauten Gesichter begrüßen durften. Die
geplante Reiseroute führte uns von Sooke vom Süden die Westküste entlang und
wir wollten uns einige der schönen Strände im Juan de Fuca Park anschauen. Und
wirklich, die Szenerie an den Stränden enttäuschte uns nicht. Ein Wasserfall
der von den Klippen auf den Strand stürzt am Mystic Beach oder ein Wasserfall
der sich eine Höhle gegraben hat am Sombrio Beach es war einfach nur Traumhaft
und noch dazu konnten wir unseren zweiten Schwarzbären am Strand sehen. Abends
genossen wir dann immer die Gesellschaft und saßen lange am Lagerfeuer. Nach
einem Abstecher zum Botanical Beach in Port Renfrew ging es durch die Insel und
zurück an die Westküste nach Tofino. Wir hatten die Ecke ja schon gesehen waren
aber trotzdem froh uns nochmal andere Ecken anschauen zu können. Am nächsten
Tag stand die Überfahrt mit der Fähre zum Festland auf dem Plan. Wir hatten
nichts gebucht und uns die Überfahrt Nachmittag um eins vorgemerkt. Als wir am
Terminal ankamen wurde uns gesagt, dass es aufgrund von technischen Problemen
zu einer Verspätung kommt. Somit war erstmal abwarten und Kaffee trinken
angesagt, bis um drei endlich die Fähre kam und das beladen beginnen konnte.
Wir sahen das Auto von Sophie und Christian wegfahren und hofften, dass auch
wir gleich grünes Licht bekommen aber Fehlanzeige, wir mussten auf das nächste
Schiff warten. Da wir eigentlich keinen Stress hatten nahmen wir die Sache mit
Humor und dachten uns, dass dies schon alles seinen Grund haben wird. Und
tatsächlich hatte es das. Auf der Insel hatten wir so oft nach Walen Ausschau gehalten
und oft damit gerungen ein Whale Watching zu machen, was wir dann aus
verschiedenen Gründen doch nicht machten. Auf der Fähre war es dann soweit. Ich
stand am Bug und bemerkte wie eine Frau auf die dunkelblaue Wasserfläche vor
uns zeigte und nach und nach immer mehr Menschen nach vorne strömten. Ich
wusste sofort das jetzt mein Walmoment gekommen war und konnte das alles gar
nicht wirklich glauben. Ungefähr 5 Killerwale schwammen ca. 70m vom Schiff
entfernt vorbei. Es war unglaublich doch auch leider so schnell vorbei wie es
begonnen hatte. Lisa rannte indessen wie angestochen auf dem Sonnendeck umher
und suchte mich. Wir hatten uns nämlich kurz vorher getrennt und wollten
natürlich das der jeweils andere das Schauspiel auch mitbekommt.
Nach kurzer Fahrt vom Fährterminal landeten wir dann in Squamish. Zu meinem
Geburtstag wollten wir alle zusammen den Chief besteigen. So heißt der riesige
Granit Monolith der das Bild der Gegend bestimmt. Also ging es über steile
Stufen und noch steilere Rampen, welche mit Seilen versichert waren die ca.
650hm den Gipfel entgegen. Für unsere Frauen, die solche Aktionen nicht so
gewohnt sind wie wir, war der Aufstieg ziemlich abenteuerlich. Doch wir
meisterten die Kraxelei gemeinsam und genossen am Gipfel das aus der Heimat
importierte Einsiedler. Eigentlich sollte die Wanderung dann als Runde
weitergehen doch als wir über die nächste Felsklippe schauten und der Weiterweg
senkrecht nach unten verlief nur über ein Seil abgesichert, entschieden wir uns
schnell den Aufstieg wieder zurück zu laufen. Da Squamish das kanadische
Klettermeka ist, stand am nächsten Tag auch noch einmal richtiges Klettern
bevor. Über einen abenteuerlichen aber kurzer Zustieg vom Camp kamen wir zur
ausgesuchten Wand. Am Wandfuß angekommen schauten wir auf einen perfekten Riss
im festen Granit. Eigentlich wollten wir eine Sportkletteroute machen, also etwas
mit gebohrten Haken doch beim Anblick des Risses entschlossen wir uns
kurzerhand für diese klassische Route ohne Haken. Das heißt Sicherungen selbst
legen und uns zu dem noch mit der für uns relativ unbekannte Rissklettertechnik
anzuvertrauen. Nach zwei Stunden standen wir dann ziemlich erschöpft am Ende
der traumhaften zwei Seillängenroute.
Da wir noch etwas in der Gegend bleiben wollten unser Besuch
verständlicherweise aber noch etwas vom Rest des kanadischen Westens sehen
wollten, trennten wir uns ein paar Tage später am Lillooet Lake. Wir blieben
noch für einen Tag am See und genossen das warme Wetter und die beiden brachen
Richtung Rockies auf.
Für uns war dann der nächste Stopp Whistler wo wir eine Wanderung inklusive
kalten Bad am Cheakamus Lake machten und ich am nächsten Tag das erste Mal den
heiligen Trail Boden von Whistler mit meinen MTB Reifen berühren konnte. Weiter
ging es Richtung Cheak Recreation Site, ein einfaches Camp das in der Mitte
eines riesigen Klettergebietes liegt. Und auch hier kam ich wieder auf meine Kosten.
Ich bin wirklich froh darüber das mich meine liebe Lisa bei meinen ganzen
Leidenschaften so unterstützt.
Leider bestand noch das Problem mit der gerissenen Achsmanschette am Bus. Der
Anruf bei Otto, der Werkstatt unseres Vertrauens, hatte leider wenig Erfolg.
Nächster freier Termin in 4 Wochen, na ja erstmal zusagen. Ich machte mir
allerding viele Sorgen ob das noch so lange hält. Also rief ich am nächsten Tag
noch bei einem anderen Bulliprofi in Vancouver an. „Achsmanschette? Ja habe ich
da, kannst heute Nachmittag vorbeikommen.“ Ich war überglücklich, dass dieses
Problem dann doch so schnell gelöst wurde und unser Zuhause wieder
zuverlässlich fahren kann.
Wie geht’s für uns jetzt weiter?
Das menschliche Wesen ist schon manchmal wirklich komisch. Ist man daheim in
seinem Alltag gefangen wünscht man sich dort heraus um Abenteuer zu erleben und
jeden Tag neue Orte kennen zu lernen. Hat man dann diesen Zustand erreicht, ist
mir es ohne eine konkrete Aufgabe fast schon zu langweilig und man wünscht sich
zurück auf Arbeit. Mir viel es in letzter Zeit wieder einmal sehr schwer mich
zu entspannen und mit der Situation klar zu kommen dass eben mal nicht 10 Dinge
zu tun sind. Eigentlich wollten wir uns deshalb wieder nach einer Arbeit
umschauen aber keines der von uns angeschriebenen Unternehmen antwortet
wenigsten auf unsere Bewerbungen.
Wir haben nach diesen Enttäuschungen dann entschlossen nicht noch einmal in
Kanada zu arbeiten. Wir haben dann grob die Finanzen überschlagen und einen
Plan gemacht wie lang und wohin wir noch reisen können. Mit diesem Plan in der
Tasche fühlt sich das Nichtstun jetzt wieder etwas besser an. Mal sehen wie
lang dies anhält.
Viele Grüße aus Squamish von Lisa und Richard. (Text
verfasst von Richard)
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