Die Rockies
Auf dem Weg durch die Kootenay Rockies checkte ich noch einmal die Notizen mit den Tipps von meiner Kollegin Addy, welche aus der Region kommt und die ich im Winter zu den Hot Spots auf unserer Reiseroute interviewt hatte. White Swan Lake stand auf der Liste und wir nahmen es mit auf unseren Plan für den nächsten Tag. Um zum Provincial Park zu gelangen mussten erstmal wieder 20km Schotterstraße überwunden werden, aber da sind wir ja inzwischen Profi drin. Wir campten direkt am See und unternahmen eine schöne Wanderung bei der wir die umliegenden Berge und den klaren Bergsee bestaunen konnten. Als wir durch die Wanderung durchgeschwitzt wieder am Auto ankamen, wollten wir uns nur noch waschen und dann in den Bus. Da es aber leider keine Dusch gab blieb uns nur der Sprung in den sehr kalten See. Es machte die ganze Sache um einiges einfacher, dass es regnete und wir somit vor dem Bad schon nass waren und dass die Außentemperatur trotz frühlingshafter Kälte höher als die Wassertemperatur war. Somit fühlte es sich schon fast warm an als wir aus dem See stiegen und schnell in das angewärmte Auto rannten.
Am nächsten Tag wollten wir den nicht sehr weit entfernten Lussier Hot Springs
einen Besuch abstatten. Die heißen Quellen sind bis auf die mit den großen
Steinen befestigte Uferzone und den angelegten Weg noch sehr natürlich
gehalten. Wir brachen früh auf um die erwartete Menschenmenge aus dem Weg zu
gehen. Als wir dann ankamen lagen auch wirklich nur drei bis vier weitere Leute
in der heißen Suppe. Das Wasser war wirklich so heiß, dass es einige Zeit
dauerte bis wir unsere Körper ganz unter Wasser hatten - Ein ganz schöner
Kontrast zum Tag zuvor. Nach zehn Minuten konnte ich dann nicht mehr und musste
mich im direkt angrenzenden Bergfluss abkühlen. So verbrachten wir den halben Vormittag
in diesem kostenlosen und wunderschönen Spa. Die Kanadier haben sich auch immer
etwas zu erzählen und so wurde es uns nicht langweilig. Noch dazu hatten wir
einen Kollegen aus Manning Park wieder getroffen – Kanada ist halt ein Dorf.
Weiter ging es für uns Richtung Radium Hot Springs, in dessen Thermalbad wir
uns ein weiteres mal zum Aufweichen einlegten. Diesmal nicht umsonst und auch
nicht so schön aber wenn man schon mal hier ist warum nicht. Weiter ging es dann
in den Kootenay National Park. Wir sind relativ zeitig los um die ca. 100 km
Fahrt mit allen Stopps und ein paar kurzen Wanderungen in einem Tag schaffen zu
können. Nach ein paar wenigen Kilometern stoppten wir am ersten Viewpoint als
direkt nach dem Aussteigen ein Mann aus dem Auto rief, dass ein Stück die
Straße runter eine Grizzly Mama gerade mit ihren Jungen frischen Löwenzahn
vernascht. Wir sind direkt wieder rein ins Auto da wir bisher noch keine
Grizzlys sehen konnten. Die kleinen Babybären waren wirklich zuckersüß und wenn
die Bärin das Maul voller gelber Maiblumen hat, hat man die Horrornews von der
Bärenattacke im letzten Herbst schon fast vergessen. Die weitere Fahrt durch
den Park war wunderschön und als wir am Abend im Yoho National Park einrollten
sahen wir dann schon den nächsten Grizzly am Straßenrand stehen.
Im Yoho ging es für uns zum Emerald Lake. Der Name spoilert schon ganz schön aber
auch zurecht, denn der Smaragdsee ist wirklich wunderschön. Wir unternahmen eine
Wanderung um den See und freuten uns beim Zurückkommen, dass der ehemalige
deutsche Post VW T5 den wir am Abend zuvor schon auf dem Campingplatz gesehen
hatten direkt neben uns parkte. Als wir im Herbst noch fast auf die Idee kamen,
dass wir die einzigen Verrückten sind die ihr Auto über den großen Teich
schicken sieht man jetzt, dass dies gar nichts besonderes ist. Europäische Fahrzeuge
sehen wir mittlerweile jeden Tag, vom kleinen T5 bis zum riesigen MAN Truck,
der einer Zweiraumwohnung auf Rädern gleichkommt und man um ins Fahrerhaus zu
gelangen erstmal eine Kletteraktion machen muss.
Da wir uns über den Winter eine Zeltausrüstung zugelegt hatten wollte ich diese
auch endlich mal nutzen und plante eine Wanderung zu einem der wenigen zu
dieser Jahreszeit offenen Zeltplätze im Backcountry. Als wir dann aber kurz
vorher nochmal den Wetterbericht checkten sahen wir, dass die Temperaturen über
Nacht bis unter den Gefrierpunkt fallen sollten und da unsere Schlafsäcke für
diese Temperaturbereiche nicht gemacht sind mussten wir realistisch bleiben und
den Trip leider abblasen. Da es Tagsüber aber eigentlich ziemlich warm war
konnte ich der Prognose einfach nicht glauben und musste die Nachttemperaturen
am eigenen Leib spüren. Also schnappte ich mir beide Schlafsäcke und machte es
mir in der Hängematte bequem. Was soll ich sagen, der Wetterbericht hat an
diesem Tag gestimmt. Ich war ein paar Mal nachts wach und hatte Reif auf meinem
Schlafsack, ein Glück, dass wir so vernünftig denn waren wir hätten keinen Spaß
da draußen gehabt.
Wir verbrachten dann noch ein paar Tage in der Stadt Golden und im Yoho National
Park und unternahmen ein paar Wanderungen und genossen die Sonne, wenn sie mal
schien.
Aktuell sind wir in Canmore in Alberta, da wir hier zu unserer Bank mussten.
Die Stadt ist wirklich süß mit vielen tollen Geschäften, Cafés usw. und dabei
umgeben von den schönsten Bergen. Wir waren etwas Klettern und haben die Stadt
erkundet. Leider sind die Campingmöglichkeiten sehr begrenzt und wir stehen
aktuell auf einem Wanderparkplatz mit ca. 16 weiteren Campern jede Nacht. Dort
kamen wir mit einem jüngeren deutschen Work and Traveller ins Gespräch der uns
sein Leid klagte. Erst war das Getriebe am Auto kaputt, dann kam kaum Geld rein,
weil die Ski Saison so mies war. Sie fahren zu dritt in einem Auto und schlafen
jede Nacht im Zelt, wobei die Zustände so schlecht sind, dass sich sein Fuß
jetzt entzündet hatte. Als er uns von seine Ernährungsgrundlage erzählte die
jeden Tag seit Wochen aus dem Frühstück Bananen Toast mit Erdnussbutter und
abends Nudeln mit Tomatensoße besteht machten wir uns sorgen um Mangelernährung
und hätten ihn fast zum Abendessen eingeladen. Er meinte, dass er nur nach
Hause will, wir mussten schmunzeln und fühlten uns in unserem kleinen Bus wie
die Könige.
Aktuell ist wieder Regenwetter und wir werden heute die nächsten Hot Springs in
Banff besuchen und am Montag gehen wir zu einem Konzert in die Stadt.
Viele Grüße von Lisa und Richard (Text verfasst von Richard)
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