Sommer
Zwei Tage standen wir in Haines am Fluss und hielten immer wieder Ausschau nach Lachsen und Bären. Leider hatte die Lachswanderung gerade erst begonnen und es war noch nicht viel los. Eines nachmittags las ich gerade ein Buch und plötzlich kam direkt neben dem Auto aus dem Busch ein kleiner Grizzly und hinterher ein zweiter. Richard stand 5 Minuten vorher genau an diesem Busch. Die zwei schnappten sich in Windeseile einen großen Lachs aus dem Wasser und schleppten ihn in den Wald. Leider ging alles so schnell, dass wir das Szenario nicht fotografisch festhalten konnten.
Mit der Fähre fuhren wir dann eine Stunde durch den Lynn Kanal und erreichten die Goldgräberstadt
Skagway. Was hier zuerst ins Auge stößt sind jedoch die drei Kreuzfahrtschiffe,
die in dem 1000 Einwohnerort hier im Hafen liegen. Im Museum haben wir mehr
über die Goldgräbergeschichten erfahren, aber ansonsten ist der Ort sehr
touristisch und wir fuhren am gleichen Tag noch zurück nach Kanada.
In Whitehorse stockten wir nochmal Lebensmittel auf und nun
ging es wieder Richtung Süden. Da wir eine andere Route wählten als Nordwärts
war auch auf dieser Route alles neu. Paula und Elan, welche uns im Kluane auf
unserer Wanderung begleitet hatten, gaben uns den Tipp nach Hyder zu fahren,
denn von dort aus kann man super einen Gletscher aus nächster Nähe bestaunen.
Schon allein der Weg nach Stewart war ein Traum: Es blühte das Fireweed
lila-leuchtend am Highway, Wasserfälle egal wo man hinschaut und plötzlich
fährt man auf dem Highway an dem ersten Gletscher, dem Bearglacier, vorbei. Am
Visitorcenter trafen wir zwei Frauen aus Colorado, mit denen wir vorher auf
einem Parkplatz schonmal gequatscht hatten. Sie erzählten uns begeistert, wie
sie auf dem Weg in den Norden Haskap-Beeren pflücken waren und schenkten uns
eine Schale mit fett Sahne drüber. Mhhhh, das war köstlich. Für uns ging es
weiter nach Hyder. Man fährt nach Alaska, ohne Grenzkontrolle, da man dort nur
den Ort Hyder erreichen kann. Dann fährt man recht lang eine Schotterstraße den
Berg hinauf, wo hier und da noch Minenarbeit stattfindet und gerät dann wieder
auf Kanadischen Grund und steht plötzlich vor einem gigantischen Gletscher. Wir
konnten uns kaum sattsehen so schön war es dort oben. Nur die Mücken waren
aggressiv, aber mit diesem Problem hatten wir eh immer mal wieder zu kämpfen.
Die Nacht verbrachten wir noch in Alaska am Meer, bei kühler Temperatur und
machten uns weiter auf den Weg nach Süden. Jedoch mussten wir die kanadische
Grenzkontrolle zurück nach Stewart passieren, wo der Officer sehr viele Fragen
stellte. Ab und zu hörten wir schon von der Hitzewelle in BC, aber wir konnten
uns nicht vorstellen, dass es nicht viel weiter weg so heiß sein soll.
In Hazelton waren es dann über 30 Grad, okay also erstmal
akklimatisieren. Es soll es eine gute Bäckerei geben, also hin da. Um drei war
schon fast alles ausverkauft, aber einen Keks und einen Brownie hatten sie noch
übrig für uns. Auch ein paar Minuten zum Quatschen hatte das lustige
Dreier-Team. Sie gaben uns Tipps für die Region und ich spürte schon bevor wir
überhaupt in dem Ort waren, dass es uns dort gefällt. Nach den Tipps war auch
Richard überzeugt eine Nacht zu bleiben. Da wir einen groben Plan für die
weitere Reise haben, hatten wir nicht mehr viel Zeit in Kanada und da muss man
etwas überlegen wo man stoppt. Old Hazelton war eine richtig süße Stadt, sowie
Smithers die nächst größere Stadt. Hier könnte ich mit vorstellen zu Leben. Es
ist sehr künstlerisch und trotzdem kann man viel Outdoor erleben. Die
Landschaft ist geprägt von Landwirtschaft und einem tollen Bergpanorama. Leider
müssen wir aber weiter, wir würden überall bleiben, wenn wir nur könnten.
Jeden Tag sprangen wir mindestens in einen See auf unseren
Weg und gestalteten die Tage so, dass wir morgens fahren, mittags Siesta am See
machen und nachmittags weiterfahren und den Abend wieder am See verbringen.
Herrlich, bei diesem heißen kanadischen Sommer. So herrlich der Sommer auch
sein kann, so beängstigend ist er auch. Nun mussten wir schauen ob auf unserer
Route kein Waldbrand war, denn in vielen Gebieten brennt es gerade wieder
lichterloh. Als wir an einem Aussichtspunkt auf dem Highway 97 unser Lager
aufschlugen, war der Himmel rötlich bedeckt und es regnete Asche. Es wirkte
sehr bedrohlich, aber das Feuer war sehr weit weg, umso gruseliger ists dass
wir trotzdem was davon mitbekamen.
Zwei Tage verbrachten wir noch im warmen Lillooet. Wir
chillten am See und trafen die nettesten Menschen auf dem kostenlosen
Campingplatz in Seenähe. Unter anderem kam Henning auf uns zu. Er radelte mit
seinem E-Bike an uns vorbei, stoppte und sprach uns auf unser Auto an. Er lebt
schon seit 1958 in Kanada, kommt ursprünglich aus Thüringen und er ist einfach
ein richtiger toller Opa, fit wie ein Turnschuh und voller Lebensfreude. Er
hatte selbst mal einen T4 und er schwelgte in Erinnerung als er unseren sah,
dabei sprach er deutsch aber mit einem englischen Akzent. Als er gehen wollte
sagte er: „Kommt doch bei mir vorbei in Vancouver!“…Ja klar, das machen wir. Am
nächsten Morgen kam er nochmal und ich erzählte, dass wir eh nach Vancouver
müssen, da wir einen Ölwechsel Termin hatten. Er bestand regelrecht darauf,
dass wir den Ölwechsel bei ihm machen und somit Geld sparen können. Richard
meinte dann aber, dass er nicht weiß wie er den Filter ranschaffen soll, auf
die Schnelle. Henning hat Kontakte und kümmert sich darum. Er hat alles
organisiert und wartet nun auf uns. Wie lieb kann ein Mensch sein? Wir sind
schon ganz gespannt ihn wiederzutreffen.
Zurzeit sind wir im Squamish/Whistler Gebiet und in Whistler
ist Crankworx, ein Mountainbike-Festival. Richard ist natürlich im 7. Himmel,
wenn wir durch die Village schlendern und überall sind Bikes, Stände von Marken
und es herrscht ein ganz besonderer Vibe. Heute habe ich noch einen Termin in
Whistler, Morgen schauen wir uns die Freestyle Mountainbike Veranstaltung an
und Sonntag geht zu Henning. Anfang nächster Woche sind wir dann schon in der
USA.
Liebe Grüße Richard und Lisa (Verfasst von Lisa)
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